Ehrliche Antworten von Fachpersonen – und mein persönlicher Blick darauf
Was, wenn die wirklich wichtigen Themen rund um den Welpenstart gar nicht in Ratgebern stehen?
Wenn das, was den Alltag später prägt, oft genau das ist, was kaum jemand anspricht?
Ich habe vier erfahrene Fachpersonen gefragt: Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, was Welpenbesitzer:innen wissen sollten, aber worüber kaum jemand spricht?
Alle 4 Fachpersonen sprechen aus Erfahrung und nicht ais Theorie. Und genau das macht ihre Antworten so wertvoll.
Dr. med. vet. Andrea Herzog (Tierärztin, myVets Cham)
„Eine interessante Frage, welche ich leider nicht mit einem einzigen Themenbereich beantworten kann. Da gibt es aus medizinischer Sicht sehr viel verschiedene Themen, welche wir den Welpenbesitzer bei dem ersten Besuch mit auf den Weg geben. Wie zum Beispiel die Bewegung eines Welpen, wieviel und welche Art von Bewegung ist angemessen, aber auch die Fütterung, die in der heutigen Zeit immer mehr Bedeutung bekommt, da schon viel zu viel durcheinander gefüttert wird, was die Darmflora stören und das Immunsystem schwächen kann. Weiter braucht es eine gute und fundierte Aufklärung über die Endo- und Ektoparasiten (Würmer, Flöhe, Zecken,…) die Folgen dieser Parasiten und ihre Behandlung, aber auch über die verschiedenen Impfungen muss ausreichend aufgeklärt werden.
Was mir aber besonders am Herzen liegt und ich leider in der letzten Zeit immer mehr beobachte, ist, dass bereits Welpen zunehmend schwieriger zu untersuchen bzw. wenig kooperationsbereit sind. Sie werden oft ohne klare Regeln und Grenzen erzogen, wodurch viele Hunde wenig Frustrationstoleranz entwickeln und so nicht lernen, mit unangenehmen oder ungewohnten Situationen umzugehen. Ich rate den Welpenbesitzer:innen, solche Situationen gezielt zu üben und sich von einem Hundetrainer allenfalls begleiten zu lassen.“
Marie-Luise Klein (Hundeernährungsberaterin, superlecker.ch)
Überfütterung im Wachstum
„Durch zu viel Futter im Wachstum können sich Probleme im Bewegungsapparat entwickeln. Dazu zählt unter anderem, dass Knochen instabil wachsen können, da sie nicht ausreichend Zeit zum Aushärten haben. Dazu kommt, dass eine Überfütterung zu frühem Übergewicht führen kann.
Wichtig zu wissen ist, dass eine ‚dünn‘ empfundene Figur im Wachstum gesund ist. Nicht das Ansetzen von sichtbaren Fettschichten bedeutet, dass dein Hund zu viel Futter bekommt. Wenn dein Hund zu viel Futter bekommt, steckt der Körper diesen Energieüberschuss zuerst in das Wachstum und erst danach wird der junge Hund übergewichtig.
Der richtige Messwert für die Futtermengen ist die Wachstumsgeschwindigkeit.
Um diese zu messen, nutze bspw. einen Onlinedienst, um eine Wachstumskurve für deinen Hund zu erstellen. Wiege deinen Hund regelmässig und vergleiche die Messwerte mit der Wachstumskurve. Bleib flexibel, das geschätzte Zielgewicht deines Hundes höher oder niedriger anzupassen.
Hinweis: Dein Hund sollte auch nicht in ein Untergewicht geraten.“
Tamara von DogFitness (Reha & Bewegung)
Form folgt der Funktion
„Ein gesunder Welpe muss belastet werden, um sich körperlich zu entwickeln.
Noch immer schwebt allen die ‚alte‘ 5-Minuten-Regel im Kopf – doch diese ist längst widerlegt!
Ein gesunder Welpe braucht täglich mehrmals bis zu 1 Stunde körperliche Aktivität. Er spielt mit Artgenossen, erkundet gemeinsam mit seinem Menschen die Welt und erlebt koordinative Reize. Dies klingt nicht nur toll, sondern ist für deinen Welpen unglaublich wichtig!
Dazwischen und vor allem nachts ruht er. Die nächtliche Ruhe sollte rund acht Stunden betragen und in Ruhe und Sicherheit stattfinden. Im Schlaf werden körperlich erlernte Fähigkeiten und Reize verarbeitet, Körperzellen regenerieren und entwickeln sich.
Die Knochendichte, Gelenke und auch die Muskulatur deines Welpen muss sich entwickeln, dies entsteht durch Bewegung im Alltag. Zudem werden die Wachstumsfugen mit Druck belastet und dies verhindert ein vorzeitiges Schliessen.
Auch rassetechnisch folgt Form der Funktion, der Körper deines Welpen wird sich rassetypisch ausbilden, wenn er sich rassetypisch bewegen und entwickeln kann.“
Petra Roos (Betriebsleiterin, Tierheim an der Ron)
Die Realität: 15 Jahre Verantwortung
„Bevor man sich einen Welpen anschafft, sollte man sich ehrliche Fragen stellen – mit Blick auf die nächsten 10–15 Jahre:
– Habe ich genug Zeit, auch langfristig?
– Kann ich mir einen Hund finanziell leisten (Tierarzt, Futter, Betreuung)?
– Was passiert im Krankheitsfall, in den Ferien, im Alter – wer kümmert sich dann?
Viele unterschätzen, wie viel Arbeit ein Welpe wirklich bedeutet – sowohl körperlich als auch emotional.“
Ein grosses Danke
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an alle vier Fachpersonen, die sich Zeit genommen haben, um ihre Gedanken mit uns zu teilen.
Jede Perspektive bringt etwas anderes ein – medizinisch, emotional, praktisch oder ganz persönlich.
Genau diese Vielfalt macht deutlich, wie vielschichtig das Leben mit einem Welpen ist – und wie wertvoll es ist, sich frühzeitig ehrlich mit diesen Themen auseinanderzusetzen.
Und ich? Was würde ich sagen?
Ganz ehrlich: Ich finde die Frage genauso schwer zu beantworten wie alle anderen hier.
Denn fast alle Fachpersonen, die ich gefragt habe, haben zuerst gezögert.
Nicht, weil sie keine Meinung haben – sondern weil es eben nicht den einen Punkt gibt, den man einfach so herausgreifen kann.
Ein Welpe bringt so viele Themen mit sich: Gesundheit, Verhalten, Bindung, Kommunikation, Alltag, Verantwortung.
Was davon ist am wichtigsten?
Es kommt darauf an.
Was ich mir wünsche – für dich und deinen Welpen – ist vielleicht genau das:
Dass du offen bleibst. Für dein Tier. Und für dich.
Dass du bereit bist, Dinge zu lernen – und vielleicht auch, manche deiner bisherigen Meinungen über Hunde zu hinterfragen.
Dass du nicht auf „richtig oder falsch“ fixiert bist, sondern spürst:
Ein Welpe ist ein Lebewesen. Und ihr wachst gemeinsam.
Vom Welpen zum Alltagshelden
Du willst deinen Welpen von Anfang an sicher begleiten – alltagstauglich, liebevoll und mit Blick auf das Wesentliche?
Am 19. August startet mein neuer Welpenkurs – in Root und Umgebung, in einer kleinen, persönlichen Gruppe.
Natürlich geht es um Erziehung – um Orientierung, erste Signale und ein gutes Miteinander.
Aber ebenso wichtig sind die Themen, die oft übersehen werden:
🩺 Wie dein Welpe lernt, sich berühren und untersuchen zu lassen
🍽️ Was du über Fütterung im Wachstum wissen solltest – inklusive eines Fachinputs von Marie von superlecker.ch über Fettzellen im Wachstum
🐾 Wie du Bewegung sinnvoll in den Alltag integrierst
💭 Und welche Verantwortung über den ersten Tag hinaus wirklich zählt
Wir greifen genau diese Punkte im Kurs auf – alltagsnah, verständlich und mit viel Raum für deine Fragen.
Du lernst, wie du deinen Welpen liebevoll und klar durchs Leben führst – mit Wissen, Struktur und Vertrauen.
👉 Wenn du dir eine kleine Gruppe, echtes Wissen und persönliche Begleitung wünschst: Ich freue mich auf euch.
Hier mehr erfahren – Welpenkurs
Herzlich,
Petra von bewusst.hund 🐾

